Warum sollten Sie Pflanzkartoffeln vorkeimen? 

Die Pflanzung von vorgekeimten Pflanzkartoffeln hat zwei entscheidende Vorteile: 

  • Die Kartoffeln werden früher reif
  • Die Kartoffelpflanze ist weniger anfällig und bringt eine größere Ernte

Beim Vorkeimen von Pflanzkartoffeln lässt man die Knollen gezielt und mit Absicht schon vor der Pflanzung Keime entwickeln.

1) Schneller durch vorkeimen

Vorgekeimte Kartoffeln werden durch ihren Wachstumsvorsprung früher reif

Was im Keller und in der Lagerung unerwünscht ist, wird beim Vorkeimen absichtlich herbeigeführt. Der Unterschied zu den unbeabsichtigten, langen und blassen „Kellerkeimen“ ist, dass beim sachgemäßen Vorkeimen der Kartoffeln kurze und stabile Keime entstehen. Diese Keime sind grün oder lila durchgefärbt, vital und können von der Kartoffelpflanze direkt nach dem Legen ans Licht geschoben werden. 
Das Vorkeimen von Pflanzkartoffeln schafft somit einen Wachstumsvorsprung ähnlich der Anzucht von Gemüsejungpflanzen. Beispielsweise ist eine Frühkartoffelsorte wie Belana, die etwa 120 Tage zur Reifung braucht, nach drei Wochen Vorkeimen bereits 21 Tage weiter in ihrer Entwicklung als eine nicht vorgekeimte Kartoffel der selben Sorte. Die vorgekeimte ‚Belana‘ kann, wenn das Wetter mitspielt, auch entsprechend früher geerntet werden. Da Frühkartoffeln, zum Beispiel im Juni geerntete Frühkartoffeln aus regionalem Anbau, recht teuer sind, ist eine frühe Ernte auch wirtschaftlich lohnend.

2) Pflanzenschutz durch vorkeimen

Vorgekeimte Kartoffeln sind weniger anfällig für die Kraut- und Knollenfäule und bringen dadurch eine größere Ernte

Hier in Jeebel baut Firmengründer Gerhard Wacha seit Jahrzehnten Bio-Kartoffeln an, und im Schaugarten der Bioland Hof Jeebel testen wir jährlich neue Sorten und Anbaumethoden. Nach unserer Erfahrung ist das Vorkeimen der Kartoffeln eine der wirksamsten Pflanzenschutz-Maßnahmen.

Einer der wichtigsten Krankheitserreger bei Kartoffeln ist  „Phytophtora infestans“, die sich als Kraut- und Knollenfäule äußert. Diese Pilzkrankheit ist weit verbreitet und die Erreger finden sich in den meisten Anbaugebieten. Phytophtora befällt die meisten Kartoffelbestände früher oder später, verursacht fleckige Blätter und sorgt letztendlich für das Absterben des Laubes und der ganzen Pflanze. Das ist nicht immer schlimm: Wurden vorgekeimte Pflanzkartoffeln gelegt, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die neu gebildeten diesjährigen Tochterkartoffeln, also unsere Ernte, schon groß und fertig ausgebildet sind, wenn das Laub krank wird und abstirbt. Je später die Infektion der Kartoffelpflanze stattfindet, desto größer ist also die Ernte. 

Bei welchen Sorten Kartoffeln ist das Vorkeimen besonders wichtig?

Manche Kartoffelsorten sind sehr zögerlich und vorsichtig mit dem Beginn der Keimung im Frühjahr. Das sind meist die guten Lagersorten, die eben im Lager nicht anfangen, weiße Keime zu bilden. Diese Sorten, die sich durch eine sogenannte „gute Keimruhe“ auszeichnen, sollten in jedem Fall vorgekeimt werden.

Beispiele für Kartoffelsorten mit guter Keimruhe sind Allians, Anuschka, Belana, Linda, Simonetta, Regina, Sieglinde, Vitabella. 

Anleitung: 
Pflanzkartoffeln vorkeimen


Sie brauchen: Etwa drei bis vier Wochen Zeit, Pflanzkartoffeln, flache Kisten und helle Fensterbänke, Schildchen und Stift

Wie bringt man Pflanzkartoffeln zum keimen?

Ab Mitte März, also etwa einen Monat vor der Pflanzung, legen Sie die Kartoffeln 48 Stunden in die warme Stube (20 °C): Damit ruft man den Knollen zu:„Aufwachen, es ist Frühling!“ Dieses Vorgehen nennt man in der Landwirtschaft „einen Temperaturstoß geben“ oder „in Keimstimmung versetzen“.

Zum Vorkeimen legen Sie Ihre, durch den Temperaturstoß in Keimstimmung versetzten Pflanzkartoffeln flach ausgebreitet in eine Kiste oder auf ein Tablett. Wollen Sie nur wenige Kartoffeln setzen, eignen sich als Vorkeim-Behälter auch Eierpappen, da die Knollen hier guten Halt haben und später beim Transport in den Garten nicht hin und her rollen. Weil beim sachgemäßen Vorkeimen alle Kartoffeln Licht bekommen müssen, darf nur eine Schicht Kartoffeln in einem Behälter liegen. Falls Sie mehrere Kartoffelsorten ausprobieren, achten Sie darauf, die Gruppen gut zu kennzeichnen. 
Stellen Sie die gekennzeichneten Behälter jetzt in einen kühleren Raum ans Fenster. Optimal sind 10 bis 15 °C, zum Beispiel ein Schlafzimmer an der Nordseite oder ein helles Treppenhaus. Direktes Sonnenlicht ist den Kartoffeln zu warm, und bei zu hohen Temperaturen trocknen die Knollen zu sehr aus.

Wie lange müssen Kartoffeln vorkeimen?

An einem günstigen, hellen und nicht zu warmen Ort entwickeln Ihre Pflanzkartoffeln im Laufe von etwa drei bis vier Wochen stabile Keime. 
Am Pflanzzeitpunkt, für den wir Ende April empfehlen, sollten Ihre Knollen etwa ein bis zwei Zentimeter lange, dicke und dunkle Keime haben. Beim Transport und bei der Pflanzung vorgekeimter Kartoffeln müssen Sie vorsichtig sein, damit die Keime nicht abbrechen. Ein gelegentlicher abgebrochener Keim wird von der Knolle ersetzt, aber das kostet Kraft und Zeit.

Kann man Kartoffeln auch ohne Vorkeimen Pflanzen?

Wenn Sie Ihre Pflanzkartoffeln erst Ende April oder im Mai in den Händen halten und keine Zeit mehr zum Vorkeimen sein sollte, können Sie auch ohne Vorkeimen pflanzen. Wir empfehlen den Kartoffeln dennoch für zwei Tage einen Temperaturstoß zu geben, um die Knollen zum Keimen anzuregen.


Nicht der dümmste Bauer hat die größten Kartoffeln, sondern eher derjenige, der die Kartoffelpflanzung gut vorbereitet und sich in die Bedürfnisse und Eigenheiten dieser beliebten und nahrhaften „Diva“ hineindenkt.