ARTENSCHUTZ UND VIELFALT
In dieser absolut hellsten Zeit des Jahres ist alles unterwegs, was Beine, Flügel oder Kriechsohlen hat. Alle suchen Nahrung, Brutplätze, Nachtquartiere, Schatten oder Regenschutz. Bauen Sie in Ihren Biogarten an allen möglichen und unmöglichen Orten kleine Oasen für Nützlinge: Wasserbecken in verschiedensten Größen, von der Vogeltränke über den eingegrabenen Eimer bis zum kleinen Teich, bringen viel Leben in den Garten. Tiefe Gefäße brauchen eine Rettungsleiter in Form einiger Äste oder einer Latte, damit niemand ertrinkt. In flacheren Wannen können Sie aus Backsteinen Landeplätze für Insekten bauen. Jedes Stückchen Flachwasser und Uferzone kommt Insekten und Vögeln zugute! An sonnigen Stellen im Garten lassen sich aus Ziegeln und anderen Steinen kleine Trockenmauern oder Türme aufschichten, in deren warmen Zwischenräumen Eidechsen ein Versteck finden. Auch Totholz, an einem halbschattigen Ort hoch aufgestapelt, bietet einen tollen Lebensraum. In den feuchten, erdnahen Bereichen werden sich Kellerasseln und Tausendfüßler wohlfühlen. Aufgestapelte dünnere Äste und trockene Halme beherbergen im oberen Bereich eher kleine fliegende Insekten. Eine tolle Einrichtung ist eine Benjeshecke: Hier werden in zwei Reihen einige Pflöcke in die Erde geschlagen. Zwischen diese Pflöcke kann man immer wieder anfallenden Gehölzschnitt häufen. Diese Stapel zerfallen langsam zu Humus und bieten im oberen Bereich Singvögeln einen Platz, während unten Igel eine Kinderstube bauen. Nach und nach siedeln sich hier Pflanzen an, die man je nach Platzangebot wachsen lässt oder abschneidet und mit aufstapelt. Neupflanzungen von Beeren- und Wildobstgehölzen gelingen gut am Fuße einer Benjeshecke, da sich die Wurzeln unter den aufgeschichteten Ästen geschützt ausbreiten können. Wenn Sie noch etwas Platz im Beet haben, bietet sich die Aussaat einer Insektenweide an: Phacelia, Buchweizen und Gelber Steinklee kommen ab August zum Blühen und bieten den Bienen im Spätsommer Nahrung. Laden Sie immer so viel Leben in Ihren Garten ein wie möglich: Sie werden durch diesen summenden und wimmelnden Besuch viel zu beobachten haben und ganz nebenbei weniger Schäden durch Schädlinge beklagen.
„DER ZWEITE SATZ“
Ein Gemüsegärtner im Erwerbsanbau muss nicht nur dafür sorgen, dass die Salatköpfe gut aussehen. Genauso wichtig wie die Qualität ist es, möglichst früh und den ganzen Sommer über, Salate anzubieten. Dazu wird satzweise, also immer wieder eine kleinere Menge, ausgesät. Auch im Hausgarten macht das Sinn: Beispielsweise sät man Anfang März etwa 15 Körnchen Salat aus. Wenn diese Salate gekeimt sind und das dritte Blatt (also das erste Laubblatt) bilden, sät man erneut 15 Korn aus. Anfangs dauert das etwa fünf Wochen oder länger, später nur noch zwei bis drei. So wird man den zweiten Satz Salat Mitte April aussäen, den dritten Mitte Mai und so fort. Nach etwa sechs bis acht Wochen ist der Salat erntereif, und zwar, mit Glück, immer ungefähr so viel, wie man gerne isst. (Oder man ist zufällig genau dann im Urlaub.) Schreiben Sie das Aussaatdatum immer mit auf das Schildchen, z. B. ein Stecketikett. So lernen Sie mit der Zeit, die Reifedauer abzuschätzen. Sie könnten dann sogar gezielt ein „Sommerloch“ einplanen.
Satzweiser Anbau lohnt sich nicht nur bei Salat. Auch Buschbohnen lassen sich in drei Sätzen von Anfang Mai bis Ende Juni legen. Schätzen Sie vorher ab, ob Sie einkochen bzw. einfrieren wollen, denn für den Frischverzehr reichen pro Satz meist schon wenige Meter.
Wenn Sie im April Gurken vorgezogen oder im Mai fertige Pflanzen gesetzt haben, werden Sie eine Weile versorgt sein. Dennoch lässt sich Mitte Juni noch ein zweiter Satz Gurken säen. Dieser funktioniert auch als Direktsaat im Beet, gegebenenfalls in Schneckenkragen. Die im Juni gesäten Pflanzen bleiben länger gesund als die frühen und bringen bis in den Spätsommer hinein frische, leckere Gurken.
Zuckererbsen sind eine besondere Delikatesse. Die Schoten sind zart am leckersten, reif schmecken sie mehlig. Deshalb lohnt sich auch hier eine folgernde Aussaat an mehreren Terminen bis Anfang Juli. Essen Sie sich satt an süßen, knackigen Schoten!
Möhren, und zwar Sorten mit kürzerer Wachstumszeit wie Milan oder Fanal, lassen sich jetzt noch einmal aussäen und im Herbst zart und frisch ernten. Diese Möhren sind dann allerdings nur begrenzt lagerfähig.
Der satzweise Anbau von Gemüse erfordert etwas Planung und Wissen, belohnt uns aber mit einer großen Auswahl von frischem, knackigem Gemüse bis in den späten Herbst hinein. In jedem Fall lohnt es sich, jetzt Saatgut von Salat, Möhren, Gurken, Bohnen und Erbsen bereitzuhalten, falls sich noch irgendwo eine Lücke auftut.
FLÜSSIGES GOLD: KOMPOST ALS SOFORTHILFE
Haben Sie Pflanzen, die leider einfach nicht gut dastehen, die schmal und etwas verfärbt vor sich hin leben und viel zu langsam wachsen? Oder steht noch etwas in Töpfen, was dringend umgetopft oder ausgepflanzt werden müsste, es fehlen aber Zeit oder Platz? Die vorläufige Rettung ist Kompostwasser: Nehmen Sie aus der Basis Ihres Komposthaufens die am besten durchgereifte Schicht. Eine große Schaufel davon in einen großen Eimer gefüllt und den Rest mit möglichst abgestandenem Regentonnenwasser aufgefüllt und das Ganze gut umgerührt, wird zur Kur für Ihre Pflanzen. Diese Flüssigkeit enthält nicht nur so gut wie alle Nährstoffe, die für das Wachstum und die Reifung Ihrer Kulturen nötig sind. Auch die teils noch unerforschten Welten von Mikroben und Stoffen, die nur gemeinsam wirken, stehen hier mit einem Schwung braunen Wassers unentgeltlich zur Verfügung. Nehmen Sie den Brausekopf von der Gießkanne und füllen Sie die Mischung durch ein grobes Sieb ein. Gießen Sie damit Ihre Pflanzen oder befüllen Sie die Untersetzer, z. B. Quick-Pot-Untersetzer, bis zum Rand. Spaß macht es, von den so versorgten Pflanzen jeden Tag ein Foto zu machen und zu sehen, wie sie durchgrünen. Dennoch ist so eine Flüssigdüngung nur eine zeitlich begrenzte Lösung: Natürlich braucht es in den nächsten Wochen neue Erde, einen Platz im Beet, Bodenbearbeitung oder eine gute Mulchschicht, um die Dinge perfekt zu machen!
PFLANZENSCHUTZ IM JUNI
Als angepeilten Idealzustand im Biogarten wünschen wir uns nichts weniger als das Paradies: humusreichen, lebendigen Boden, eine Vielfalt von wilden und gezielt kultivierten Pflanzen voller Blüten und Früchte; Singvögel, Schmetterlinge und bunt schillernde Käfer. Das Ganze mit Teich, warmen Natursteinmauern, Wildhecken und freundlichen, biologisch wirtschaftenden Nachbarn: Da wollen wir hin! In so einem eingespielten Gleichgewicht hält sich der Schaden durch Krankheiten und Schädlinge meist in Grenzen … Dennoch möchten wir auch in unseren nicht ganz perfekten Gärten etwas ernten. Dafür müssen wir oft und wachsam alle Reihen und Ecken genau anschauen.
Wenn Sie an Ihren Kartoffeln die dekorativen braun-gelb gestreiften Käfer oder ihre gelben Eigelege entdecken, sollten Sie diese schnell absammeln. Eine Hilfe ist auch das Stäuben mit Gesteinsmehl. Stärken Sie Ihre Kartoffelpflanzen jetzt noch einmal mit Brennnesseljauche. Eine Spritzung mit Rainfarn bremst den Appetit der Käferlarven. Eine Reihe Lein neben dem Kartoffelbeet soll die Käfer abschrecken, und zudem blüht die alte Nutzpflanze Lein (Linum usitatissimum) sehr schön.
Hygiene hilft: An Erdbeerpflanzen vertrocknete Einzelfrüchte knipst man am Stängel ab. Sie sind vermutlich vom Erdbeerblütenstecher befallen, der sich übers Jahr im alten Mulch aufhält. Deshalb soll man das Erdbeerstroh jährlich austauschen. Himbeerkäfer können Sie jetzt von den Blüten in einen Eimer schütteln, bevor sie Eier legen, die später zu weißen Himbeermaden werden. Schneiden Sie Gespinste von Motten aus jungen Bäumen. Deformierte und verfärbte Blätter an Johannisbeeren, Pfirsichen und Birnbäumen schneiden Sie ebenfalls ab. Raupen an Kohlköpfen oder Rettichen können großen Schaden anrichten und sollten schnell abgesammelt werden. Vielleicht freuen sich ja Hühner oder andere Vögel darüber.
Netze halten alles ab, was fliegt: Möhren-, Lauch- und Kohlfliege sowie die Weiße Fliege, die Grünkohl so unansehnlich macht, haben hier keine Chance. Netze sind oft aus Kunststoff und sehen nicht gut aus, halten aber viele Jahre. Baumwollgaze ist empfindlicher und saugt Wasser auf, ist dafür aber vollständig biologisch abbaubar.
Allen Pilzkrankheiten beugen Schachtelhalmspritzungen vor. Schachtelhalm festigt das Gewebe der Pflanzen durch die enthaltene Kieselsäure. Die Anwendung von Schachtelhalmextrakt sollte bei trockenem Wetter erfolgen und idealerweise von einer zusätzlichen Flüssigdüngung auf den Boden, z. B. mit Brennnesseljauche, begleitet sein. Pflanzen nehmen stark verdünnte Jauche auch übers Blatt auf. So kann man beispielsweise stark ausgeschnittene Gehölze schnell wieder hochpäppeln. Übers Blatt wirken ebenfalls flüssige Algenpräparate. Bei Apfelbäumen kann solch eine Vitaldusche sogar die Stippe, die sich durch kleine braune Punkte im Fruchtfleisch äußert, verhindern.
Ein Wort noch zu den Blattläusen: Meist zeigt das Auftreten von Läusen eine Stickstoffüberdüngung an. Läuse werden von so vielen Tieren verspeist, dass man sie meistens gar nicht bekämpfen muss. Bei starkem und störendem Läusebefall kann man mit biologisch abbaubarem Spülmittel oder schwarzer Seife, in Wasser verdünnt, spritzen.
Schnecken sind und bleiben ein Problem. Es gibt mannigfaltige Barriere- und Bekämpfungsmethoden. Am wichtigsten sind häufige Kontrolle und vorübergehendes Ausräumen von feuchten, schattigen Versteckmöglichkeiten in der Nähe empfindlicher Pflanzen. Unter Brettern oder Rhabarberblättern, die man auf den Boden legt, verstecken sich Schnecken tagsüber gern, hier kann man sie gut einsammeln.
Salate, Chinakohl, Fenchel, Endivie, Radicchio, Kohlrabi, Buschbohnen, Zuckererbsen, Gurken, Möhren (raschwüchsig),
Rettich, Dill, Sommerblumen, Bienenweide
GRÜNDÜNGUNG:
Phacelia, Bio-Aktiv-Grün,
Terra Life Solanum,
Gelbsenf, Buchweizen, Ölrettich, Sommerwicke, Klee, Luzerne, Lupine, Ackerbohne
bewässern,
flüssig düngen,
Unkraut entfernen,
mulchen,
Schädlinge abwehren,
Direktsaaten vereinzeln und verpflanzen,
Tomaten entgeizen und hochbinden,
Erdbeeren und Himbeeren mulchen