Oktober 2019


„Biogarten

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben …

… Die Vögel zogen nach dem Süden,
Aus dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir, als hör’ ich Kunde wehen,
Dass alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.
(Nikolaus Lenau, 1802–1850)


Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, 

mit dem Oktober kommt die Ruhe des Herbstes, und das Gartenjahr neigt sich dem Ende zu. Wir bangen, ob die Niederschläge reichen, und verfolgen, teils gespannt, teils besorgt, die Veränderungen unserer Welt. Dennoch haben wir Grund zu feiern und zu danken: Wir haben genug zu essen! Ganz gleich, ob man den herbstlichen Erntedank im kirchlichen Rahmen, mit einem Festessen oder ganz in Ruhe mit einem Glas Rotwein begeht, diesen einen Moment sollte man sich gönnen. Und danach geht’s ans Einlagern und Einmachen. Für neue Gartenträume stehen schon Pfingstrosen und alle Arten von Wild- und Fruchtgehölzen für Sie in den Startlöchern …

Ihr Gerhard Wacha und das Hof Jeebel Team

ERNTEDANK UND LAGERUNG

Der Oktober ist der Monat des Erntedankes und bringt uns reichlich Nahrung. Wie jedes Geschenk müssen wir auch diese Fülle zu nehmen wissen und angemessen verarbeiten oder einlagern, um möglichst viel Nutzen und Freude daraus zu ziehen.

Viele Obst- und Gemüsearten lassen sich mit ein bisschen Aufmerksamkeit sehr gut roh einlagern. Biologisch angebautes Gemüse und Obst ist meist gut lagerfähig, da es weniger Wasser enthält als mit Kunstdüngern gezogenes. Lagern Sie jedoch ausschließlich gesundes und unbeschädigtes Erntegut ein. Alle Knollen, Kohlköpfe und Früchte müssen frei von Schnitten, Quetschungen und Fäulnis sein.

Kartoffeln sollten vor der Einlagerung etwas abtrocknen, und auch Kürbisse und Äpfel dürfen nicht tropfnass ins Lager gehen. Im Gegensatz dazu wollen alle geernteten Rüben wie Möhren, Rote Bete und Pastinaken am liebsten gleich wieder in eine Erdkiste oder in feuchten Sand gepackt werden. Was eingelagert werden soll, darf man nicht werfen. Selbst Kartoffeln können durchs Schütten innerliche Quetschungen erleiden, die sich später durch dunkle Flecken im Fleisch äußern. Das Laub von Rüben wird abgedreht: So bleibt der wichtige Wachstumspunkt am Übergang von der Wurzel zum Stiel unverletzt und die Rübe könnte sogar im Frühjahr weiterwachsen, zum Beispiel zur Gewinnung von Saatgut. Lassen Sie die anhaftende Erde an Knollen, Rüben und Kohlköpfen. Waschen ist hier absolut fehl am Platz. Die nötige Feuchtigkeit kommt besser aus der Erde in den Lagerungskisten oder durch angemessene Luftfeuchte.

Im Kühlschrank ist es oft zu trocken. Kleine Mengen an Gemüse halten sich hier, ungewaschen in ein feuchtes Baumwolltuch eingewickelt, am besten. Lagern Sie nie etwas in Plastiktüten. Tüten dienen nur zum Nachreifen. Obst wie Äpfel und Birnen verströmen Reifegase, die die Reifung von Früchten und das Welken von Gemüse bewirken. Obst sollte daher getrennt von Kohl und Salat liegen und regelmäßig frische Luft bekommen.

Birnen mit kurzer Lagerfähigkeit werden zu Dörrobst oder Kompott verarbeitet. Einige Birnensorten wie Gräfin von Paris, Köstliche von Charneux und Conference können etwa ein bis zwei Monate, sorgsam gelagert, aufbewahrt werden. Kochen Sie aus allen Äpfeln und Birnen, die keine perfekte Tafelqualität haben oder durch Schütteln geerntet wurden, Apfelmus oder machen Sie Saft.

Kartoffeln liegen am besten bei 2 bis 4 °C in einem luftigen Keller oder in der Garage. Wurzelgemüse, besonders Winterrettich, Rote Bete, Sellerie und auch der Kohlrabi Superschmelz lassen sich in großen Kellern mit ausreichend feuchter Luft auch einfach in Halden auf dem Boden aufschichten. Kohlköpfe und Porree werden mit Wurzelansatz oder Strunk ausgehoben, dicht an dicht aufrecht in Kisten oder Bottiche mit Erde gestellt und leicht angegossen. Größere Mengen an Kohl verarbeitet man idealerweise zu Sauerkraut.

Regelmäßiges Kontrollieren und Lüften der Lager verhindert böse Überraschungen wie Fäulnis und Schimmel. Je weniger sich zum Beispiel Äpfel in einer Obststiege oder Möhren im Sand berühren, desto weniger Ansteckungsgefahr besteht. Schützen Sie alles Erntegut vor Frost. Nur Winterlauch, Grünkohl und Rosenkohl haben genug Frostschutzmittel in den Zellen, um im Beet zu überwintern. Auch Feldsalat, Asia-Gemüse und Winterpostelein halten sich noch einige Zeit im Beet und ergänzen Ihr Lagergemüse über Winter mit frischem Grün.


HECKEN, KNICKS UND GEBÜSCH

Hecken aller Art sind ein idealer Lebensraum für Singvögel, Insekten, Eichhörnchen und Igel. Sie bieten Sichtschutz, filtern Staub aus der Luft und wandeln CO2 in Sauerstoff um. Hecken sind schön im Wandel der Jahreszeiten: Die Blüten, zum Beispiel die der Kornelkirsche, erscheinen vor den meisten anderen und vor dem Blattaustrieb, die Zaubernuss blüht sogar schon im Winter. Zu Beginn des Sommers bieten Hecken dem Auge frisches Grün und vielfältige Blattstrukturen. Im Sommer und Spätsommer liefern sie teils essbare Früchte mit hohem Zierwert, zu nennen sind hier beispielsweise die süßen Felsenbirnen oder die herben Apfelbeeren. Die Herbstfärbung nach den ersten kühlen Nächten, leuchtend rote Hagebutten als Wintervorrat „auf Stock“ und später die in Raureif gegossenen Formen der Zweige runden den Heckenkalender ab.

Als Erstes muss man vor einer Hecken- oder Strauchpflanzung über den benötigten Platz nachdenken. Natürlich sind lange und große Wildhecken voller Haselnüsse und Weißdorn toll. Ist jedoch der Platz begrenzt, sollten wir eher Einzelpflanzen die Chance geben, sich schön zu entfalten, als zu sehr zu quetschen. So entwickelt zum Beispiel nur eine Wildrose die charakteristischen, blütenbesetzten Rundbögen, die vor einem blauen Himmel unvergessliche Bilder liefern: heimisch, ungezähmt, wehrhaft und dabei höchst anmutig.

Viele der üblichen Wildgehölze brauchen einen etwa 3 m breiten Streifen oder einen Einzelstandort und werden auch mindestens genauso hoch. Etwas kleiner bleiben die Heckenrose Rosa corymbifera und die Zierquitte Cido mit etwa 1,50 m. Die Apfelbeere Hugin und die Mahonie geben sich sogar mit 1 m Wuchshöhe zufrieden und liefern selbst als Vorgartenbegrenzung eine reiche Ernte. Etliche Wildgehölze sind schnittverträglich und lassen sich nach überbordendem Wuchs gut zurückschneiden: Der Zierapfel, der auch als Befruchter für Tafelapfelsorten funktioniert, die hübsche Berberitze und die wehrhafte Schlehe sowie Haselsträucher vertragen gelegentlich einen starken Rückschnitt. Besonders langsam wachsen Sibirische Blaubeeren und die zauberhafte Steinweichsel: Hier haben Sie nach der Pflanzung erst einmal einige Jahre Ruhe.

Vor einer Hecken- und Wildobstpflanzung muss der Boden tief gelockert werden. Nur so können frisch gebildete Wurzeln schnell in die Tiefe wachsen. Von einer gezielten Düngung sollten Sie auf normalen Gartenböden absehen. Etwas Kompost auf armen Böden ist genug. Lockern Sie bei im Topf gelieferten Pflanzen vor der Pflanzung immer den Erdballen auf. Im ersten Jahr müssen Sie regelmäßig wässern. Eine Tropfbewässerung bringt hier die besten Ergebnisse und macht am wenigsten Arbeit. Wer mit der Kanne oder dem Schlauch gießt, sollte immer größere Mengen Wasser auf einmal ausbringen.

Wegen der anhaltenden Trockenheit der letzten zwei Jahre (zumindest in unserer Region) empfehlen wir, bei der Gehölzpflanzung einen Zusatz von aktivierter Holzkohle ins Pflanzloch zu geben. Hierfür werden pro Pflanze etwa 2 l Holzkohle in einem Extragefäß mit Wasser und Flüssigdünger getränkt. Günstig ist auch die Beimengung von etwas reifem Kompost, um eine Besiedelung mit Mikroorganismen zu fördern. Nach einer Aktivierungszeit von mindestens zwei Wochen wird diese Kohle als Wurzelapplikation in ein etwa 20 cm tiefes Loch neben dem Wurzelballen eingebracht. Kohle wirkt wie ein Schwamm, der Wasser und Nährstoffe sehr gut speichert, und hilft der Pflanze über schwere Zeiten hinweg. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter Saison/Schwarze Erde bei uns im Shop.

Gehölze können zur Erhaltung der Bodenfeuchte (und zum Schutz des Bodenlebens) gemulcht werden. Hierfür eignet sich Stroh oder Laub. Manche Wildgehölze mögen aber davon nicht zu viel.

Ganz klassische Wildhecken bestehen aus Holunder, Weißdorn, Hasel, Schlehe, Kornelkirsche, Berberitze und Hundsrose. Staunasse Standorte, in denen sich jedes Loch schnell von unten mit Wasser füllt, scheiden für viele der üblichen Arten aus. Hier gedeiht jedoch neben Weiden der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) mit seinen duftenden, weißen Blütenbällen, der vielen Tieren Nahrung und Lebensraum bietet.


PFINGSTROSEN

Pfingstrosen sind Blumen, die Zeit brauchen. An Häusern, die schon lange von den gleichen Menschen bewohnt werden, oder dort, wo nach einem Umzug nicht viel umgestaltet wurde, findet man die schönsten Pfingstrosen. Manche von ihnen wachsen vielleicht vor dem Hoftor, mit gerade eben so genug Platz vor dem Fußweg. Wenn sie blühen, verströmen sie einen Duft, der alle, die vorbeilaufen, mit ihrer schweren Süße betört … Eine unverhoffte Störung des Alltags von der angenehmsten Sorte! An der Pfingstrose ist alles weich. Sie ist die Rose ohne Dornen, voll und nass nach einem Regen, prächtig in der Vase und von leuchtender Farbe.

Die meisten traditionellen Pfingstrosen sind gefüllt und wirken sehr üppig. Für Insekten leichter zugänglich sind jedoch die ungefüllten oder nur leicht gefüllten Sorten. Neu in unserem Sortiment ist dieses Jahr die Sorte Torpilleur. Das tiefe Pink der Schalenblüten fällt auch auf die Entfernung oder in dichter bewachsenen Gartenecken noch auf, und die leuchtend gelben Staubgefäße sind für Bienen und Menschen weithin sichtbar. Alle Pfingstrosen brauchen etwa 80 cm Abstand zur nächsten Pflanze, viel reifen Kompost und ausreichende Feuchtigkeit. Die Pflanzen ziehen nicht gerne um. Setzen Sie die Wurzelstücke dieser Schönheiten eher flach ein, um die Knospenbildung zu fördern, und genießen Sie die bei guter Pflege jedes Jahr zahlreicher werdenden Luxusblüten …

Alle unsere Pfingstrosen stammen aus Erfurt. Die Gärtnermeisterin Annegret Rose übernahm nach der Wende den Betrieb und gründete hier 1993 die „Saatzucht Rose“. Die Gärtnerei ist Demeter-zertifiziert. Frau Rose vermehrt Biosaatgut für die Bingenheimer Saatgut AG, beispielsweise den Grünkohl Lerchenzungen, erhält und entwickelt Bioastern wie die Zuckertütenaster und lädt jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni zum Pfingstrosenfest ein.


WARM EINGEPACKT

Im Oktober sind nicht nur die Tage schon wieder merklich kürzer, die langen Nächte kühlen auch spürbar ab, und es wird wirklich Herbst. Pflanzen kommen zur Reife oder zur Ruhe. Das Leben zieht sich ins Holz oder in die Wurzeln zurück. Besonders im Topf, wo die große warme Muttererde als Ausgleich fehlt, müssen wir den Wurzeln und dem Bodenleben jetzt zusätzlichen Schutz zukommen lassen.

Unser Kübelfavorit, die Heidelbeere, darf über Winter im Topf draußen bleiben. Alte, abgetragene Triebe können Sie noch ausschneiden, um den neuen genug Platz zu verschaffen. Eine Stämmchenform sollten Sie bei Heidelbeeren langfristig aufgeben. Lassen Sie zur Verjüngung des Stockes aus der Basis entspringende Jungtriebe stehen. Auf die Erde kann eine Schicht trockener Nadeln ausgebracht werden, das sorgt für den benötigten sauren Boden. Wickeln Sie Jute um den Topf, um Temperaturschwankungen zu reduzieren oder stellen Sie den Kübel in einen größeren, mit Stroh oder Laub gefüllten Behälter.

Auch Kübelrosen bleiben draußen und werden zusätzlich eingepackt, nachdem man diesen fast immer hungrigen Königinnen noch eine Schicht reifen Kompost gegönnt hat. Geranien sind zwar frostempfindlich, stehen aber so lange wie möglich im Freien. So bleiben sie schön grün und kompakt. Man darf Geranien, sobald es kühl wird, fast schon vertrocknen lassen. Regelmäßig ausgeputzt, sehen sie immer gut aus. Wo es sich nicht vermeiden lässt, kann man Geranien im dunklen Keller überwintern. Dieser muss kühl und trocken sein. Besser ist jedoch ein heller Platz.

Auch die hoch wachsende Andenbeere kann überwintert werden. Dazu schneidet man sie zurück und stellt sie an einen frostfreien, hellen Ort wie zum Beispiel in das Treppenhaus. Überwinterte Andenbeeren tragen im nächsten Jahr früher und reicher als neu gezogene Pflanzen.

Winterharte Balkonkräuter wie Thymian, Salbei und Oregano brauchen einen umwickelten Topf, oder man stellt sie in eine Ecke und bedeckt die Töpfe mit Laub. Sie sollten jetzt nicht mehr nass werden. Achtung: Rosmarin ist in Deutschland nicht sicher winterhart. Schnittlauch kann man aus dem Garten in den Topf umsetzen und, wenn der Ballen einmal richtig Kälte abbekommen hat, im Winter in der Küche antreiben.

Im Allgemeinen wollen Topfpflanzen über Winter lieber zu trocken als zu nass stehen. Schäden durch faulende Wurzeln sind viel schwerer zu beheben als Trockenschäden. Starke Temperaturschwankungen der Erde sind zu vermeiden: Schwarze Töpfe können Sie mit hellem Material umwickeln, damit sie sich bei Sonnenschein nicht zu stark erwärmen. Als „warme Decke“ um Kübel eignen sich neben Jute auch ein Wollvlies, Frostschutzvlies oder eine Matte aus Kokos.

Flüssigdünger ist jetzt nicht mehr angebracht. Lassen Sie die Pflanzen in der dunklen Zeit grundsätzlich lieber etwas hungern, und fangen Sie dann mit zunehmendem Licht im Februar wieder an, sie zu päppeln und eventuell umzutopfen. Zupfen Sie faulige und welke Blätter regelmäßig ab, denn sie stellen eine Infektionsquelle fürs gesunde Laub dar.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass alles gut geht und uns die liebgewonnenen Kübelpflanzen auch im nächsten Jahr wieder mit Duft, Blüten und Früchten beglücken.


AUSSAAT/PFLANZUNG
Arbeiten

- Spinat
- in milden Gegenden versuchsweise Möhren
- Feldsalat
- Asia-Gemüse

Gründünger wie
- Leindotter
- Wintereiweißerbse

- Wintersteckzwiebeln und Winterknoblauch
- Blumenzwiebeln stecken
- Pfingstrosen
- Rosen
- Stauden und Wildgehölze pflanzen
- Chicoréewurzeln in Eimer stellen und im Dunkeln antreiben


ARBEITEN
Arbeiten

- ernten
- konservieren und einlagern
- abgeerntete Beete mit Gründüngung oder Flächenkompost, Mist und Mulch abdecken
- Wurzelunkräuter ausstechen
- Pflanzen in Kübeln winterfest machen
- krankes Fallobst aufsammeln und entfernen


ERNTE
Arbeiten

- Kartoffeln
- Möhren
- Rote Bete
- Sellerie
- Pastinake
- Salat und Endivie
- Kohl und Kohlrabi
- Spinat
- Mangold
- Porree
- letzte Tomaten und Zucchini
- Äpfel
- Birnen
- Kiwi
- Weintrauben
- Pfirsiche und späte Zwetschgen
- Walnüsse