ROHKOST FÜR JETZT SOFORT
Das Erste, was uns ein Nutzgarten liefern sollte, ist frisches Gemüse. Schnell zu ernten und roh zu verzehren, also frische grüne Blätter: Ungeschlagen im Tempo ist die Kresse. Sie wächst im Beet, im Balkonkasten oder klassisch im Schälchen, braucht nur Wasser und Licht und bereichert schon nach ein bis zwei Wochen unser Butterbrot. Kresse ist kein guter Mischkulturpartner und sollte am Rand oder in einem Extrabeet wachsen. Übrigens darf sie ruhig etwas länger werden als in den Supermarktschälchen. Von den etwa 8 bis 10 cm hohen, zarten Pflänzchen hat man dann viel mehr. Wo Kresse so groß werden soll, muss man sie mit etwas Kompost düngen und im Reihenabstand von 15 cm säen. Ähnlich scharf und beliebt und nur ein bisschen langsamer ist Rucola oder Rauke. Sie wird mit 20 cm Reihenabstand im Beet ausgesät. Beim Keimen sieht sie aus wie Radieschen. Bald kann man die zarten, würzigen und leicht gelappten Blätter ernten. Säen Sie öfter mal kurze Reihen. Die Kulturrauke schießt schnell in ihre cremefarbene Blüte, sieht dabei sehr hübsch aus und zieht viele Insekten an. Wilde Rauke hat stärker gezahnte Blätter, ist schärfer und bleibt als Pflanze, wenn man sie lässt, mehrere Jahre erhalten. Wilde Rauke blüht gelb, die kleinen Blüten sind köstlich. Sie wächst auch unter rauen Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel, wird dann aber sehr scharf.
Ein Salat, der immer gelingt, ist der Pflücksalat Till. Ganz gleich, ob man ihn in Einzeltöpfchen vorzieht oder direkt in Reihen ins Beet oder in den Balkonkasten sät, ob er in der Reihe bleibt und in vier Wochen geschnitten werden kann oder ob man ihn mit 25 x 30 cm Abstand groß werden lässt: Er wird immer gesund, knackig und hellgrün sein. Achten Sie bei der Beetvorbereitung auf Drahtwürmer, das sind braune oder weiße, feste, sich stark ringelnde Würmer. Diese werden manchem Salat zum Verhängnis, da sie nur das Innerste der Leitungsbahnen fressen. Auch auf Schneckenschutz müssen Sie achten. Wer auf süßen, knackigen Eissalat schwört, ist mit dem wuchtigen Great Lakes und der stark frisierten Regina dei Ghiacci bestens beraten. Diese Eissalate bestehen bei regelmäßiger Bewässerung gut in sommerlicher Wärme und sind geschmacklich nicht zu überbieten.
HÜLSENFRÜCHTE: SÄTTIGEND UND SÜß
Bei aller Liebe zur frischen Rohkost: Beim Essen geht es ja auch darum, satt zu werden. Neben unseren geliebten Kartoffeln sind vor allem Hülsenfrüchte die großen Sattmacher aus dem Garten: Feine Buschbohnen mit Butter, Zuckererbsen frisch vom Strauch oder Auskernbohnen, die sich über Winter lagern lassen – Hülsenfrüchte enthalten viel hochwertiges Eiweiß. Da die Pflanzen selbst Stickstoff aus der Luft sammeln, brauchen sie nicht die allerbesten Böden. Sie blühen wunderschön und hinterlassen nach der Ernte ein gutes Beet.
Im Mai haben Sie die Wahl: Buschbohnen werden ab dem 10. Mai in Reihen von 40 cm Abstand ausgesät. Sie werden etwa kniehoch und müssen jung geerntet werden. Die Ernte dauert nur etwa zwei Wochen, deshalb sollte man immer nur einige Meter Buschbohnen säen und das vielleicht in drei Wochen wiederholen. Übrigens sind Buschbohnen eine günstige Mischkultur für Erdbeeren. Eine Reihe passt in die Mitte eines üblichen Erdbeerbeetes.
Stangenbohnen legt man am besten gleich am Fuße von Bohnenstangen aus. Man baut beispielsweise aus je drei Stangen ein Dreibein und sät an jede Stange im Kreis etwa fünf Bohnen. Stangenbohnen werden jung geerntet und reifen über Sommer immer wieder nach. Wer die junge Ernte versäumt hat, lässt die Hülsen ausreifen und trocknen, dann können sie ausgekernt und sehr lange gelagert werden. Extra zu diesem Zweck gibt es Auskernbohnen, z.B. Borlotto mit ihrem besonders hübschen Muster. Der Anbau erfolgt wie bei Stangenbohnen. Die getrockneten Bohnen halten sich über einen langen Zeitraum. Um die Entwicklung von Bohnenkäferlarven zu verhindern, kann man sie kurz einfrieren.
Ein Höhepunkt des Gartenjahres sind Zuckererbsen. Sie werden Mitte Mai gesät, wachsen je nach Sorte an einem 50 cm (Norli) bis 2 m (Schweizer Riesen) hohen Rankgerüst. Man erntet die unreifen, grünen Schoten, die unvergleichlich süß und knackig sind. Auch hier empfehlen sich mehrere Aussaatzeitpunkte ab Mitte Mai bis Ende Juni. Von Markerbsen, die schon im April in die Erde dürfen, verzehrt man nur die grünen Kerne. Sie brauchen bis zur Ernte etwas länger als Zuckererbsen und schmecken ebenfalls wunderbar. Unser Favorit ist seit Jahren Wunder von Kelvedon, eine eher niedrig wachsende Sorte mit einem hohen Ertrag an knackigen, dunkelgrünen Kernen, die unreif geerntet und roh oder gekocht gegessen werden. Wichtig ist besonders bei Erbsen, die Fruchtfolge zu beachten und sie nur alle vier Jahre auf demselben Beet anzubauen. Nicht nur im Einmachglas, sondern auch im Beet passen Erbsen gut zu Möhren. Fenchel und Dill sind ebenfalls günstige Mischkulturpartner und sorgen für Vielfalt auf dem Teller.
HANDGRIFFE ZWISCHENDURCH
Selbst wenn Sie nur zehn Minuten Zeit für den Garten haben: Laufen Sie einmal herum und machen Sie sich ein Bild: Ist irgendetwas Kleines am Vertrocknen? Das muss natürlich sofort gerettet werden! Wie sieht Ihr Erdbeerbeet aus? Mit ein paar Handgriffen lassen sich die kleinen Stauden von Unkraut befreien und sie danken es Ihnen mit einer reicheren Ernte. Wenn Sie Stroh zur Hand haben, legen Sie in den freigelegten Bereichen gleich eine saubere Mulchschicht auf, dann müssen Sie im Juni nicht daran denken. Wenn irgendwo im Beet Brennnesseln stehen, graben Sie sie mit der Wurzel aus und werfen Sie sie zum Verjauchen in eine Tonne. Falls Sie schon Brennnesseljauche angesetzt haben: Gönnen Sie Ihren Kohlpflänzchen, Rosen und Beerensträuchern einen verdünnten Schluck davon. Auch ein vertrockneter Komposthaufen kann hiermit wieder aktiviert werden.
Kontrollieren Sie im Vorbeigehen Ihre Beetränder, Beerensträucher und Obstbäume auf Wühlmausgänge. Eine erste Hilfe ist es, Gänge zu zerstören und zu fluten. Pflegen Sie Ihren Knoblauch und Ihre Zwiebeln. Deren Laub wirft kaum Schatten. Daher brauchen sie viel Hilfe bei der Durchsetzung gegen Wildkräuter. Nach einem schnellen Hackdurchgang werden sie sichtbar loslegen.
Falls Sie fünfzehn Minuten Zeit haben, denken Sie über die Wassersituation in Ihrem Garten nach. Planen Sie jede Maßnahme ein, die Ihnen die Bewässerung effizient und sparsam gestaltet. Fehlt es irgendwo an einer zusätzlichen und angemessen großen Gießkanne? Könnten Sie am Haus noch Regenwasser aus einem Fallrohr ableiten? Kann ein Schlauch verlegt werden? Oder erwägen Sie gar die Installation einer Tropfbewässerung? Verteilen Sie wirklich überall, wo es Sinn macht, Mulch. Jungpflanzen können auch in Furchen wachsen, statt auf dem flachen Beet auf Beregnung angewiesen zu sein. Salate als Direktsaat strecken ihre Wurzeln von Anfang an tief in den Boden. Kompost, Bentonit, Wolle und aktivierte Pflanzenkohle verbessern die Wasserhaltekraft der Erde.
Zu viel Sonne kann mitunter fatal sein: Setzen Sie Pflanzen, von denen Sie größere Mengen anbauen, zum Teil einmal bewusst in den Halbschatten. In sehr heißen und trockenen Jahren entwickeln sich Kohlrabi, Erdbeeren und sogar Möhren hier besser als an heißen Standorten. Selbst manche Beerensträucher stammen ursprünglich aus dem Wald und vertragen eine leichte Beschattung. Und wer weiß: Vielleicht führen Ihre Beobachtungen irgendwann zur Anlage eines paradiesisch ertragreichen Waldgartens …
ABSURD: JETZT AN DEN WINTER DENKEN
Der Frühling ist da und alles blüht auf. Jeder Gedanke an den Winter ist weit weg, und das ist auch gut so. Aber wer ernsthaft einen vielseitigen Selbstversorgergarten betreibt, wird sich, im grünen Klee sitzend und mit Hummel-Gesumm im Ohr, gerade jetzt einmal in die kalte Jahreszeit versetzen: Wenn in diesem Augenblick November wäre, was würde ich alles ernten wollen oder im Keller haben? Mehr Kartoffeln: Gemäß dem alten Spruch „Pflanz mich im April, komm ich, wann ich will; pflanz mich im Mai, komm i’ glei’“ werden alle mittelfrühen Kartoffelsorten, jetzt gepflanzt, bis Ende September noch gut ausreifen. Bei Wurzelgemüse wie Möhren und Pastinaken gibt es bewährte Sorten, die etwas langsamer reifen und bei guter Pflege und ausreichendem Reihenabstand (40 cm Reihenabstand, 4 cm in der Reihe bei Möhren, 10 cm bei Pastinaken) bis in den Herbst zu stattlichen, gut lagerfähigen Rüben heranwachsen. Besonders gute Lagersorten sind die Möhre Rodelika, eine nach Geschmack selektierte Biozüchtung, und die Pastinake Halblange Weiße.
Rote Bete zur Lagerung wird ebenfalls jetzt im Mai ausgesät und später eventuell noch vereinzelt. Alle Wurzelgemüse brauchen einen tief mit der Grabegabel gelockerten Boden, der nur mild mit Kompost oder sanftem organischen Dünger verbessert sein soll und möglichst keinen frischen Mist enthalten darf. Ein schönes und einfach zu ziehendes Gemüse ist der Grünkohl. Vor etwa 200 Jahren das Hauptgemüse im norddeutschen Hausgarten, zwischendurch verschmäht und jetzt wieder in Mode, kommt dieser palmenförmig wachsende, gefiederte Kohl mit etwas ärmeren Böden besser zurecht als seine Kopfkohl-Verwandten. Die klassischen Grünkohlsorten lässt man wachsen bis zum ersten Frost und erntet dann die Blätter von außen her ab. Der Palmkohl Nero di Toscana hingegen ist zart genug, um schon im Spätsommer in den Kochtopf oder in den schicken Grünkohl-Smoothie zu wandern. Unsere beliebteste Sorte, Lerchenzungen, ist bläulich grün mit stark gekraustem Blatt. Und unter der mannshohen Ostfriesischen Palme lassen sich fast schon Poolpartys feiern …
Grünkohl kann man im Mai direkt ins Freiland säen, in ein schön feinkrümeliges, vor Schnecken geschütztes Beet. Die kleinen Pflänzchen lassen sich, wenn es im Anzuchtbeet zu eng wird, gut auf die benötigten 40 x 40 cm verpflanzen. Dann braucht auch der Grünkohl eine stärkere Düngung und freut sich über Hackdurchgänge, Mulch und Brennnesseljauche. Eine Mischkultur empfiehlt sich mit Tomaten, Sellerie und Koriander. Den lästigen Befall mit weißen Fliegen kann man durch Auflage eines engmaschigen Kulturschutznetzes verhindern.
Weniger verbreitet ist bei uns der schon oben erwähnte Anbau von Stangenbohnen zum Auskernen. Wenn man bedenkt, dass sie nicht viel Platz wegnehmen, sogar im Kübel gedeihen und hauptsächlich vertikal wachsen, ist der sättigende und leckere Ertrag hier gar nicht so gering zu schätzen.
Eine Besonderheit zum Ausprobieren ist die Aussaat von Chicorée: Die Samen werden im Mai gelegt und wie Wurzelgemüse gepflegt. Im November rodet man die Wurzeln und dreht das Laub ab. Die bleichen, zarten Chicoréeknospen entstehen, indem man die Wurzeln portionsweise in einen Eimer dicht an dicht stellt und mit Erde bedeckt in einen dunklen, halbwarmen Raum stellt. Hier treiben die Wurzeln aus und liefern im Winter feinen Salat.
Setzen Sie noch einige Kopfkohl-Pflanzen, ein bis zwei Kürbisse und etwas Porree. Auch hierüber werden Sie sich im Herbst und Winter freuen. Das andere Gemüse für den Winter kann noch etwas warten, aber vermerken Sie es schon mal im Aussaatkalender: Endivie sät man im Juli, und Anfang August folgen die Winter-Kopfsalate. Gefolgt von Feldsalat und Postelein Mitte bzw. Ende August, werden Sie in der kalten Jahreszeit bestens versorgt sein und dankbar an den hummelumschwirrten Tag im Mai zurückdenken.
BLUMEN UND BIENEN
Wo auch immer noch 1 bis 2 m² Beet frei sind: Verschenken Sie sie an die Insektenwelt! Säen Sie jetzt Phacelia, Buchweizen, Ringelblume und Sonnenblumen oder eine fertige Mischung: Die Blühpflanzenmischung Bienenweide von Bingenheimer reicht für 3 bis 4 m², andere Mischungen sind für größere Flächen abgemessen, können aber ansonsten in mehreren Sätzen zwischen Ende April und Ende Juni ausgesät werden: So finden die Bienen auch im Spätsommer noch Nahrung. Selbst ein wunderbar mit Kräutern wie Salbei, Thymian und Lavendel bepflanzter Balkonkasten versorgt Sie und zahlreiche Insekten, oder säen Sie etwas Dill, Borretsch und Koriander aus und lassen Sie einen Teil davon blühen. Für die dauerhafte Bepflanzung, beispielsweise eines Vorgartens, ist die Anlage eines bienen- und schmetterlingsfreundlichen Staudenbeetes eine schöne Sache. Bei diesen wunderschön blühenden Arten gibt es das ganze Jahr über immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Wo Platz für Büsche ist, wählt man den Bienen zuliebe Arten wie den duftenden Mönchspfeffer, die Essbare Ölweide mit ihrem reichen Beerenbehang oder klassische Wildheckenpflanzen wie die Berberitze aus. Diese Büsche stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden und lassen sich bei Bedarf gut zurückschneiden. Ein summender und belebter Naturgarten ist eine Oase von unschätzbarem Wert für viele Arten und er belohnt uns mit Blüten, Beeren und einer Fülle kleiner Beobachtungsmöglichkeiten.
IM FREILAND:
Salat, Kohlrabi und andere Kohlarten,
Porree, Erbsen, Zwiebeln, Fenchel, Mangold, Kartoffeln, Möhren, Rote Bete,
Chicorée und Pastinaken,
Küchenkräuter, Blumen,
Bienenweide und Gründüngung
GESCHÜTZT ODER AB MITTE MAI:
Tomaten, Paprika und Auberginen,Zucchini,
Kürbis und Gurken,
Physalis und Melone,
Bohnen, Yacon, Sauerklee, Lichtwurzeln