Wir sehen meist nur die Oberfläche der Dinge. So ist es auch mit unseren Gartenböden. Wer nicht gerade ein neues Hoch- oder Hügelbeet angelegt hat oder regelmäßig umgräbt, weiß nicht wirklich, wie es unter den Pflanzen aussieht. Darüber nachzudenken, lohnt sich: Das meiste Wurzel- und Bodenleben findet in den oberen 30 cm statt. Diese sollten stets locker, feucht und gut mit Nährstoffen versorgt sein. Im besten Fall ist die Erde flauschig weich und duftet würzig. Viele Bodenlebewesen sind auf eine bestimmte Erdtiefe spezialisiert. Deshalb ist es bei nur leicht verdichtetem Boden besser, die Erde mit einer Grabegabel durch Einstechen und Hebeln zu lockern, als sie mit dem Spaten zu wenden.
Vermeiden Sie nach Möglichkeit das Betreten der Beete. Setzen Sie sich einzelne Trittsteine an Stellen, wo sich das Betreten nicht vermeiden lässt, oder legen Sie von vorneherein alle 1,20 m einen Weg an.
Falls eine Tiefenlockerung nötig ist, lässt sich diese auch durch entsprechende Pflanzen unterstützen: Winterroggen und – nicht ganz so schwer wieder loszuwerden – Ölrettich wurzeln so tief, dass sie mit ihren Wurzeln Humus in den tieferen Boden bringen. Von den wild wachsenden Pflanzen sollten Sie bei Verdacht auf Bodenverdichtung den Löwenzahn stehen lassen. Er holt Nährstoffe aus den tiefen Schichten und bricht über die Jahre harte Erdklumpen auf. Wenn sein Job erledigt ist, verschwindet der Löwenzahn wieder. Bis dahin können wir ihn als Wildkraut nutzen.
Auch durch Zusatz von Urgesteinsmehl werden sehr schwere Böden etwas luftiger. Ihr Gartenboden wird auf Dauer schön locker bleiben, wenn Sie ihn mit lebendigem Kompost versorgen, feucht halten und durch die Auflage von Flächenkompost und Mulch den Regenwürmern etwas zu tun geben.
In einer Handvoll gutem Boden arbeiten Milliarden von Organismen daran, zu lüften, zu krümeln und zu verdauen. Der Humusgehalt ist der Anteil von belebter organischer Masse im Boden. Humus muss man unbedingt durch gute Bewirtschaftung erhalten und vermehren. Er sorgt für gute Wasserhaltekraft, Pflanzengesundheit und dauerhafte Fruchtbarkeit des Bodens und sichert unsere Ernährung.
Wir weisen immer wieder auf die Kostbarkeit des Humus hin. Er ist die lebendige Substanz im Gartenboden, die nicht Wasser, Sand, Lehm oder Nährsalz ist, sondern alles andere: zersetzte Pflanzen, Pilzmyzel, Bakterien, Krabbeltierchen. Durch den Humus erhält der Boden seine Krümelstruktur und seinen Duft. Besonders bei der Bodenbearbeitung kann Humus abgebaut werden und verloren gehen, wobei auch CO2 in die Atmosphäre entweicht. Mit Bedacht kann man hier vieles richtig machen.
Bearbeiten Sie ein Beet zur Zeit: Wenn Sie heute einen Gartentag machen, versuchen Sie, eine (kleine) Fläche komplett fertig zu bewirtschaften. Alter Mulch wird abgeharkt. Mit der Grabegabel lockert man schonend den Boden und zieht Unkräuter heraus. Jetzt kommt eine oder mehrere Schubkarren voll reifem Kompost dazu. Der Rest vom Kompost wird gleich wieder abgedeckt. Nach dem Glattharken bringen Sie Ihre Samen in die Erde. Nun mulchen Sie ganz dünn zwischen den Reihen, mit etwas Stroh, angerottetem Gras oder Laub. Fertig! Die Erde war nur einige Stunden unbedeckt. Die Feuchtigkeit des Bodens und der Komposterde kommt direkt den Keimlingen zu Gute, und der dünne Mulch schützt den Boden vor Wind und Regen.
Sie können den Anteil von bodenbildenden Organismen in Ihrer Gartenerde zudem noch bewusst erhöhen: Nicht nur durch fertige Präparate wie Mykorrhiza-Pilze und effektive Mikroorganismen schaffen Sie gute Voraussetzungen fürs Wachstum. Das Herz der Humusbildung ist die Kompostierung aller organischen Abfälle, und von den wertvollen Inhaltsstoffen dieser Materialien geht am wenigsten verloren, wenn sie vor Ort verrotten dürfen: Mit Rohkompost, also direkt mit dem Inhalt Ihres Komposteimers, können Sie beispielsweise frisch gepflanzte Obstbäume oder große Beerensträucher düngen. Sofort mit Stroh oder Laub abgedeckt, verschwindet der unappetitliche Anblick, und die Regenwürmer haben Futter. Da diese den Boden bis in 80 cm Tiefe auf vorsichtigste Weise lockern und für Wurzeln zugänglich machen, können hier die Bäume wunderbar Fuß fassen.
Wo Beete auf die Bearbeitung warten und kein unzersetzter Kompost herumliegen soll, sind Jauchen ein Krafttrank fürs Bodenleben: Der Einsatz von Brennnesseljauche erhöht die Bodenaktivität. Reste von Naturjoghurt, z.B. beim Ausspülen von Gläsern, versorgen das Gießwasser mit Milchsäurebakterien. Auch eine Handvoll reifer, duftender Kompost, ins Gießwasser gerührt und übers Land gegossen, führt zu einer großflächigen Besiedelung der Fläche mit Millionen von günstigen Mini-Helfern!